Wentworth Miller spricht exklusiv mit „Mail online“
Der Star der amerikanischen Dramaserie Prison Break, Wentworth Miller, spricht exklusiv mit „Mail online“ über die Dreharbeiten zur Show, seine Scrabble-Liebe, die Schwierigkeiten bei Dates und warum David Beckham ein Fan ist.
Was hat es mit Prison Break auf sich? Warum ist die Serie so ein Hit?
Sie hat eben ein bisschen was für alle – Action, Abenteuer und Romantik. Es ist eine Geschichte über die Familie und wie weit ein Mann gehen würde, um einen geliebten Menschen zu retten. Außerdem denke ich, dass die Idee, dass es im Gefängnis spielt, allgemein sehr fesselnd ist. Ich glaub nicht, dass jemand mit der Rolle, die ich spiele, tauschen wollen würde, aber sie wollen definitiv daran teilhaben.
Hilft es eigentlich, dass die Serie in einem echten Gefängnis gedreht wird?
Die Joliet State Justizvollzugsanstalt war ein funktionierendes Gefängnis, über 150 Jahre lang bis 2002. Es ist die wichtigste Rolle in der Serie. Sie verleiht der Show eine Glaubwürdigkeit, die wir nicht mit einer Kulisse hätten nachempfinden können. Es hilft einem, sich daran zu erinnern, dass es ein Gefängnisleben wirklich gibt.
Wie sehr hast du dich auf die Rolle vorbereitet bevor die Dreharbeiten begannen?
Da gibt es nicht viel, was du tun kannst. Es ist wie der Unterschied zwischen 'einen Autounfall recherchieren' und 'in einen verwickelt sein'. Ich werde nie wissen, wie es tatsächlich ist, ein Häftling zu sein. In einer Einrichtung wie Joliet zu arbeiten, holt dich auf den Boden zurück. Wir nutzen die Anlage und all das, was sie zu bieten hat. Die Autoren haben den Ausbruch meiner Rolle mittels der echten Blaupausen des Gefängnisses geplant.
Hast du ehemalige Häftlinge getroffen?
Wir haben viele Ex-Insassen, die als Statisten arbeiten. Sie sind alle zurückgekommen, was mir zunächst seltsam vorkam, bis mir auffiel, dass es für sie wie eine Art Abschluss war. Die Leute kamen an den Ort zurück, der ihnen große Schmerzen und Leid zugefügt hatte, um etwas Positives zu erreichen, indem dort eine Serie auf die Beine gestellt wurde.
Haben sie dir irgendwelche beängstigenden Geschichten über das Leben im Gefängnis erzählt?
Scheinbar war es so, dass die Insassen, wenn sie sich langweilten, ruhelos waren oder einfach nur die Wärter reizen wollten, beim Einschluss zwischen den Zellentüren hin und her getanzt sind. Diese Türen halten aber für niemanden an und haben ab und an einen Häftling eingeklemmt. Ich habe mit einem Wärter gesprochen, der nach dem Einschluss die Flure entlanggegangen ist und hier und da einen abgetrennten Finger gefunden hat, wenn ein Häftling nicht schnell genug war.
Wie wird das Tattoo an dir aufgetragen?
Das sind vier Vorlagen, die wie ein Puzzle zusammenpassen. Die Haut wird mit Alkohol gesäubert, damit das Tattoo haften bleibt. Dann wird eine Vorlage genommen, die mit Wasser besprüht wird, damit man sie ablösen kann und danach kommt eine Schicht Dichtungsmittel darauf. Es tut nicht weh, es ist nur unbequem, weil die tranparenten Vorlagen sehr klebrig sind. Es aufzutragen dauert vier Stunden. Es wieder abzubekommen, bedeutet 45 Minuten scheuern.
David Beckham scheint daran interessiert zu sein, dein Tattoo zu kopieren. Würdest du ihm dazu raten?
Ich hab gehört, dass er mein Tattoo bekommt. Ist das nicht schräg? Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass Stars oder Sportler oder Schauspieler meine Serie gucken könnten. Ich denke immer nur daran, dass meine Freunde und meine Familie einschalten. Die Idee, sein Tattoo zu vergrößern, ist gut, denke ich. Ich beneide ihn aber nicht darum. Es ist eine Menge Arbeit und sehr schmerzhaft, ein Tattoo dieser Größe zu haben.
Behandeln dich die Leute anders, wenn du das Tattoo trägst?
Ich hab es ein-, zweimal mit nach Haus genommen. Ich habe bemerkt, dass ich dann in der Schlange im Starbucks mehr Platz habe. Die Menschen verbinden mit Tattoos gewisse Vorurteile. Und dann mach ich meinen Mund auf und etwas komplett anderes kommt heraus.
Wie war es, mit Holly Vallance zusammenzuarbeiten?
Ich habe bemerkt, dass sie hier so etwas wie ein Popstar ist. Alles was ich weiß ist, dass sie diesen unheimlich sexy osteuropäischen Akzent drauf hatte, was ich sehr beeindruckend fand. Ich kann kaum Akzente sprechen, deshalb bewundere ich das. Sie ist ein sehr hübsches Mädchen.
Welche Rolle spielt sie in der Show?
Sie ist meine Ehefrau in der Serie. Sie ist jemand, mit dem ich einen Deal eingegangen bin: ich verschaffe ihr eine Green Card und sie hilft mir, an gewisse Dinge von draußen heranzukommen. Sie arbeitet als Stripperin. Wir hatten ein paar Telefonate miteinander und zwei oder drei persönliche Szenen, die im Kuschelraum des Gefängnisses stattfanden. Es ist Free TV. Also ist das alles, was man sehen kann.
Spiegelt sich dein Erfolg als Schauspieler in deinem Liebesleben wider?
Nicht wirklich. Ich hab’s geschafft hier und da ein paar Dates reinzuquetschen, aber ich bin ein Workaholic und dafür geht auch meine ganze Zeit und Energie drauf. Alles andere kommt erst an zweiter Stelle. Ich hätte aber gern irgendwann Frau und Kinder – nur nicht jetzt.
Hast du all die Internetseiten, die Wentworth Miller gewidmet sind, gelesen?
Am Anfang hab ich das getan. Wenn du bei einer Party bist und zwei Leute im Raum reden über dich, bist du ja natürlich auch neugierig, was sie sagen. Aber es besteht dabei immer die Chance, dass du etwas Negatives mithörst.
Welche negativen Sachen hast du denn gehört?
Ich habe nicht gerade nette Kritiken über meine Schauspielerei online gelesen und hab es mir echt zu Herzen genommen. Fast so, als hätte mir mein Schauspiellehrer Feedback gegeben. Dann hab ich mich aber daran erinnert, dass das auch irgendein Elfjähriger im Keller seiner Mutter geschrieben haben könnte, der morgens seinen Saft nicht bekommen hat und es deshalb an mir auslässt.
Hast du irgendwelche interessanten Geschenke von Fans bekommen?
Ich hab einige Scrabble-Spiele bekommen. Ich bin ein Fan davon und habe das in einigen Interviews erwähnt. Die Leute sind dann auf diesen Zug aufgesprungen. Meine höchste Punktzahl für ein Wort lag irgendwo bei 70. Sie haben mir auch Reisesets geschenkt, die ich am Set nutzte, was ich gut durchdacht finde. Ich hab auch viel Fanpost von Häftlingen bekommen. Scheinbar bekommst du für ein signiertes Foto von einem Prison Break Darsteller ein Päckchen Zigaretten auf dem Gefängnisschwarzmarkt.
Akzeptieren Häftlinge die Serie eigentlich?
Sie mögen sie, wenn sie sie sehen können. Aber häufig ist es so, dass sie nicht im Gefängnis gezeigt wird. Ich denke nicht, dass jemand – realistisch gesehen – Michaels Taten nachahmen könnte. Aber trotzdem wollen sie nicht, dass die Häftlinge auf irgendwelche Ideen kommen.
Es ist ja eine körperlich sehr anstrengende Serie – gab es mal haarsträubende Momente?
Nein. Wir sind am Set sicher. Wir haben ein gut trainiertes Stuntman-Team und wir proben die Actionszenen ewig. Wenn irgendetwas zu gefährlich erscheint, haben wir einige Stuntmen, die meine Große und meine Figur haben, die dann in letzter Sekunde einspringen können. Aber versteh mich nicht falsch: ich hab oft blaue Flecken und Schrammen, weil die Serie so actionorientiert ist.
Wie fühlst du dich, wenn du auf der Straße von den Leuten angesprochen wirst?
Ich fühl mich in dem Moment wie ein Diplomat der Serie. Die Menschen haben normalerweise nur Positives zu sagen. Aber es gibt da auch eine gewisse Unbeholfenheit, denn auf der einen Seite kennen sie dein Gesicht, als wäre es das eines Nachbars und auf der anderen bemerken sie, dass man nichts gemeinsam hat. Wir sind es ja nicht gewöhnt, auf Fremde zuzugehen und sie in eine Unterhaltung zu verwickeln. Und in diesem peinlichen Moment liegt es an mir, in die Bresche zu springen, meine Hand auszustrecken und ihn aus dem Weg zu räumen.
Was war bisher der stolzeste Moment in deinem Leben?
Beruflich gesehen, als ich für „Der menschliche Makel“ zugesagt habe. Ich wusste, dass Nicole Kidman, Anthony Hopkins, Ed Harris und Gary Sinise schon an Bord waren und der Regisseur Robert Benton, der für „Kramer vs. Kramer“ einen Oscar gewonnen hatte. Als ich dann zu diesem Talentaufgebot dazugestoßen bin... das war für mich ein stolzer Moment. Ein wenig Angst einflößend auch, aber Robert Benton ist einer der Regisseure, die dir das Gefühl geben etwas wert zu sein, egal wer du bist
Haben all die Jahre, in denen du versucht hast, in der Schauspielerei Fuß zu fassen, eine bessere Person aus dir gemacht – jetzt, wo du den großen Treffer gelandet hast?
Sie haben mich sicherlich dankbarer für die Dinge gemacht, die ich jetzt erreiche und für die Türen, die sich für mich öffnen. Ich habe mich mit mir selbst unterhalten und mir gesagt „Würde es nicht besser sein, wenn ich eher 23 als 33 wäre?“. Aber Tatsache ist, dass ich die Rolle in Prison Break mit 23 wohl nicht angenommen hätte, weil ich die Erfahrung aus 33 Jahren nicht hätte mit einfließen lassen können. Ich habe in diesen Jahren Ausdauer, Geduld und Dankbarkeit gelernt. Ich war ein Erfolg, der über Nacht kam, aber zehn Jahre Vorbereitungszeit hatte. Ich weiß es zu schätzen, wie glücklich ich bin.
Hast du immer noch Kontakt zu deinen Freunden aus Princeton-Zeiten?
An der Uni hab ich die tiefsten und beständigsten Freundschaften geschlossen. Es gibt keinen anderen Zeitpunkt im Leben, in dem du die Möglichkeit hast, derart wertvolle Zeit mit den Menschen zu verbringen. Das sind die Freunde, von denen ich hoffe, dass ich sie für immer haben werde. Ich schulde diesen Jahren viel, weil sie mir bestimmte Dinge gezeigt haben, die meine Arbeit als Schauspieler beeinflusst haben
Was machen deine Uni-Freunde jetzt und was ziehen sie für sich aus deinem Job?
Sie sind alle Anwälte und Ärzte, die ihre Kinder erziehen und ein traditionelleres Leben führen, als ich es tue. Sie wollen alle wissen, wie es war, mit Sarah Michelle Gellar zu drehen (sein Auftritt in “Buffy – Im Bann der Dämonen").
Was war das Vermächtnis an einer solch angesehenen Universität wie Princeton zu studieren?
Ich war an vielen verschiedenen Orten, haben viele Dinge gesehen und einen Geschmack für Musik und Kunst entwickelt, der meine Arbeit inspiriert. Man kann eine ganze Rolle auf einem einzigen Gemälde oder Musikstück aufbauen.
Du wurdest in Chipping Norton, England, geboren. Wie fühlt es sich an, in dein Heimatland zurückzukehren?
Ich war schon vorher öfter mit meiner Familie in Chipping Norton. Es sieht dort aus wie auf einer Postkarte. Meine Eltern sind beide Amerikaner, aber sie haben hier für ein paar Jahre gelebt. Sie sind in die Staaten zurückgegangen als ich circa ein Jahr alt war. Deshalb habe ich keine Erinnerungen daran. Aber ich habe ein doppelte Staatsbürgerschaft.
Hatte dein Vater irgendwelche Tipps für dich bezüglich der Engländer?
Mein Vater hatte mich gewarnt, bevor ich vor ein paar Jahren nach London gegangen bin, um dort eine Miniserie zu drehen (Anm.: Dinotopia). Er sagte zu mir: ‚Sei vorsichtig bei den Engländern. Um Unterhaltungen zu gewinnen, nutzen sie diese charmante, manipulative Art, indem sie einen Satz mit einer Frage beenden.’ Als ich hierher kam, war ich mit meinen Co-Stars David Thewlis und Anna Friel etwas trinken. Ich habe ihnen vom Rat meines Vaters erzählt und Anna Friel antwortete darauf: „Das machen wir nicht... machen wir das?“
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